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  Artikel aus Piekfall 24.12.2012
 

 24.12.2012 (Artikel aus Piekfall)

Tu etwas, wovon du dein Leben lang geträumt hast, und du wirst erleben, wovon du dir nichst hast träumen lassen – Sprenger

Alma ein 84 Jahre alter Bornholmer Lachskutter auf der Kongelig Classicregatta von 1855

29.08.2012 – 1220 Uhr  ALMA – Yachtclub Wismar -  wir machen Leinen los - wir, das sind Detlef, Micha (beide ebenfalls, wie Skipper Manne, Stammcrew Lotsenschoner  Atalanta) und Silvio

( beinharter berliner Folkebootsegler)wollen mit Alma an der königlichen Classicregatta von Flensburg über Sonderburg nach Aabenraa teilnehmen.

 2012, 2013 und 2014 soll diese mit deutschen und dänische Traditionssegler sowie, klassischen Yachten, als 2 Etappenregatta stattfinden. Sie wird durch die EU aus Mitteln zur Entwicklung der touristischen Infrastruktur finanziell mitgetragen. Orgseitig wird sie durch bewährte Leute, wie Gerd Bücker und Rainer Prüß (Kult -Rumregatta Flensburg „Lieber heiter und Zweiter als Erster und breiter“) unterstützt. Wer die Rumregatta und Fynen rundt kennt, wird wissen, dass einen kein maritimer Rummel , wie anderswo, sondern gediegenes Traditionssegeln auf dem Wasser und hugelige dänische Kultur an Land erwartet.

 

Es kommt, wie es kommen muss – schwacher Wind aus Nord  - da wir unsere Zeit eng geplant haben, denn die meisten von uns stehen noch im Beruf, wird die Unterwassergenua gesetzt. Sie bleibt es bis 1924 Uhr Sperrgebiet Hohwachterbucht. Klüver, Fock und Groß, Logge  3 – 4 Kn – Nachtsegeln vom Feinsten – Navigation unkompliziert – gelegentliche Passage  von größeren Schiffen und aus NO aufkommendes Wetterleuchten – wir halten unser Zeitfenster – passieren Kalkgrund - Eingang zur Flensburger Förde bei Morgendämmerung. 1042 Uhr fest im Museumshafen Flensburg. Viele erstaunte, bewundernde Blicke und nach Traditionsseglerart - Hilfe beim Leinenannehmen   : „Ja es ist Eure Alma“ – sie war viele Jahre hier beheimatet. Anerkennende Mienen auch für unsere Seemannschaft, denn die Lücke an der Kaikante ist man gerade 2m länger als Alma – aber es passt.

 Zurückgelegte Strecke 110 sm.

31.08.2012 – 0938 Uhr nach gemeinsamen Frühstück aller Regattateilnehmer und Skipperbriefing, ablegen zum Start in der Förde. Bewölkt, stabiler Luftdruck, Windstärke 3 – 4, raumer Windstart. Alles prügelt sich oben in Luv. Entschließe mich zu einer Außenseiterstartvariant, frei an der Leeboje mit Fahrt und Zeit 0, Kurs reicht noch zum Anliegen der nächsten Wendemarke. Es beginnt ein konzentriertes Segeln, mit Böen abfallen und nach Böendurchgang zügiges Luvraumgewinnen. Dies alles verbunden, mit Schrick auf die beiden Vorsegelschoten und anschließendem wieder dichtsetzen und das alles ohne Schotwinschen. Wir segeln uns in die 3. Position. Eine dreiviertel Meile vor der ersten Bahnmarke überholen uns in Luv, die nach uns gestarteten großen Classicer - 12er Yachten – 3 Stück - muss die Passage in Luv akzeptieren – kann nicht über sie luven. Könnte am Liebsten in die Schanzing beißen, aber die Bilder der überholenden Zwölfer, gehören auch zu den Eindrücken, die man nicht vergisst. Ob solcher Erlebnisse nimmt man ja an der Regatta teil.

 Kann die 3. Position nicht mehr halten - 3 Yachten, jedes Überholmanöver ca. 20 Min.. Wende auf den Holebug und Wende zurück auf den Anliegerbug. Ergebnis ca. 12. Position von 19 in der Klasse der kleinen ehemaligen Gebrauchsfahrzeuge. Nicht resignieren. Ab der übernächsten Bahnmarke – Untiefentonne ,„ Schwiegermutter“ wird der Kurs und damit der Wind raumer.

 

 „Großtoppsegel hoch“ – Alma bekommt Flügel. Da schlägt das geplagte Traditionsseglerherz. Das sind genau die Momente, wo du zu dir sagst : „nicht um sonst war dein Müh und Plagen!“

Weiter gehabtes konzentriertes Segeln,  Zug um Zug, das nächste Fass – die beginnende Zielkreuz sieht uns wieder auf gesicherter 3. Position. Wir können es uns sogar leisten, zu probieren, kann das Großtoppsegel gesetzt bleiben? E s ist unsere erste Sasion mit  Alma. Unter den gegenwärtigen Bedingungen: ja – die gelaufene Geschwindigkeit macht den Höhenverlust wett. Es ist eine Freude den Ehrgeiz der Crew zu beobachten, die Positionswechsel von Bb. nach Stb, bei den Wenden sind schon fast akrobatische Aktionen mit Durchschwingen unter dem Großbaum, Andirken/Ausdirken, Backstagen wechseln – Segelstellung optimieren - einfach perfekt - danke Detlef, Micha und Silvio.

Zurückgelegte Strecke 28 sm.

 

01.09.2012 – 0930 Uhr Ablegen zur 2. Regattaetappe nach Aabenraa. Wie am Vortag nach gemeinsamen, frugalem Frühstück aller Regattateilnehmer an Bord des Regattabegleitschiffes „Gesine“ – Dank allen Organisatoren – einfach perfekt - und Skipperbriefing. Bewölkt, stabiler Luftdruck, Wind 3 - 4 aus ndl. Richtungen. Zunächst Maschinenfahrt durch den gesamten Alssund. Ausgangs des Sundes - Start in Richtung Aabenraa – alles hart am Windkreuz – nicht Almas Ding. Trotzdem lange Zeit für Alma wieder die dritte Position. Irgendwann kommt dann auf der Kreuz bei der Begegnung der Kontrahenten die Frage – Taktik auf den Gegner oder eigenes Schiff laufen lassen. Alma auf Bb.bug  der gestrige 4. passiert uns 100m in Lee. Entschluss – auf den Kontrahenten – Wende in die Luvposition. Bin befangen, nicht mehr locker, beginne Alma hoch zu Kneifen, ihm gelingt es in die sichere Leestellung zu gelangen. Alma fällt zurück. Entschluss – Wende – Alma gelangt dadurch auf die, wie sich später zeigt ungünstigere Fördenseite und kann so nur den 4. Platz ersegeln. Da auch die versegelte Zeit herangezogen wird, erreicht Alma in der Klasse der kleine ehemaligen Gebrauchtfahrzeuge auch nur den 4. in der Gesamtplazierung. Wir sind es aber trotzdem zufrieden, denn wir (ich) kennen unsere (meine) Schwächen, es war sportlich fair, hat Spaß gemacht und außerdem ist es nach Kauf und Rekonstruktion von Alma die erste Saison - wir sammeln Erfahr-ungen und haben uns in der Szene bekannt gemacht. Anlegen in Aabenraa mit Salut aus einer Böllerkanone der dänischen Armee.

Zurückgelegte Strecke 32 sm.

Abends in Aabenraa - Siegerehrung und Kaidanzing  mit Hand und Mund gemachter Musik und natürlich gemeinsamen Abenddinner. Dank allen fleißigen Organisatoren.

02.09.2012 – 0805 Uhr Ablegen zur Rückreise Aabenraa – Wismar, an der Ostküste von Als entlang, Wind  2 – 3 aus SW, gesegelt: Klüver, Fock, Groß mit nächtlichem Zwischenstopp in Burgstaaken – 03.09.2012 – 1800 Uhr im YCW fest.

Zurück gelegte Strecke 125 sm.

Traditionssegelei Last oder Lust - muss ich Alma nach Dänemark oder den Niederlanden ausflaggen oder quo vadis, Traditionsschiffe ?

Eigentlich war dieser Artikel schon vor Weihnachten fertig, doch dann schneite noch das Pieckfall Nr.109/ Dez.2012 mit „Neues von der GSHW“ und 2 Thematischen Kommentaren ins Haus. Beim Durchdenken der Problematik, fiel mir aus meiner kleinen Handbibliothek Arved Fuchs „Kein Weg ist zu weit – die Geschichte der Dagmar Aaen“ 1. Ausgabe 2009, mit dem Abschnitt „Quo vadis, Traditionsschiffe“ und  den grausamen Bildern aus Grenaa in die Hand. Na da kam mir erst recht der Ulkus hoch – was hat sich seit 2009 trotz intensiver von Seiten der Traditionssegler ehrenamtlicher Mitarbeit positiv verändert ? Kommentar : „Der Berg kreißte und gebar eine Maus!“

Der irreversibele Traditionsseglervirus hat mich vor ca. 8 Jahren an Bord des Lotsenschoners „Atalanta“ gepackt. Gerade oder auch Dank des Erlebens solcher Segelkameraden, wie Dr. Georg Grahlmann, Trixi Hübner und Heiner Sönichsen (+2012) – Tugendwächter des Traditionsseglergedankens und gestrenge Segellehrer der klassischen Seemannschaft bei der Qualifikation der Stammcrew der Atalanta. 2009 nach dem Tod meiner Frau machte sich eine neue Standortbestimmung meines Lebensschiffes notwendig – ich kaufte Alma, die Erfüllung meines Lebenstraumes und ich hatte viel Arbeit (Ablenkung). Wer einen Traditionssegler unterhält muss entweder viel Geld oder viel Zeit und handwerkliches Talent haben. Mit den letzteren Kriterien bin ich gut bestückt.

 Aber, wenn ich die gesamtgesellschaftliche Großwetterlage für Traditionssegler in Deutschland betrachte, kann ich nur zu dem Schluss kommen – ausflaggen – wäre aber auch nur eine Pseudomaßnahme, denn über die EU gerät das Traditionsschiff auch dann auf Legerwall an der Bürokratenküste. Wenn man aber erlebt, welche gesamtgesellschaftliche Wertschätzung die Pflege des maritimen Erbes in Dänemark und den Niederlanden erfährt, dann kann man nur neidisch werden.

Bei uns streitet man sich um die Definitionshoheit : Was ist ein Traditionssegler oder wie muss die ISO-norm für die Kolbenrückzugsfederbeleuchtung aussehen. Verdammt noch einmal, reicht nicht der geprüfte Wissens.- und Erfahrungsstand auf der Basis der Segler.- und Traditionsschifferscheine, sowie der Sicherheitsvorschriften, wie sie von der großen Mehrheit aller Sportboote verlangt wird, aus!?

Fragt doch einmal, warum Susanne Hoyer (Gangway e.V. Hamburg) die „Undine“ nach 25 jähriger erfolgreicher sozialpädagogischer Arbeit verkaufen muss oder Peter Schurbaum Förderverein „Atalanta“ e.V., warum er zwei erfolgreiche ESF - Projekte „Stärken vor Ort“ an Bord von Atalanta nicht mehr durchführen kann!? Kosten, Kosten, Geld, Geld!!! Susanne konnte aus der Frachtführung keine Gewinne erwirtschaften, das gibt der Markt nicht her, aber die Kosten laufen auf, auch auf Grund m.E. überzogener „seemännisch fachlicher“ Forderungen 

 Der Erfolg von immateriellen Projekten, liebe Politiker lässt sich nicht immer in Geld berechnen. Aber Ihre Kosten und da kann man durch sinnvolle Vorschriften viel helfen. In Dänemark z.B. genießen Mitglieder des dän. Traditionsseglerverbandes in 90% der dänischen Häfen Gebührenfreiheit.

Ich habe 12 Jahre, bis zu meiner Verrentung 2012, als Sozialpädagoge und Jugendgerichtshelfer mit verhaltensauffälligen und kriminell gefährdeten Jugendlichen gearbeitet. Die Thesen von Dr. Michael Winterhoff – nicht altersgerecht entwickelte Psyche und nicht adäquat entwickeltes Erziehungsver-mögen der Elterngeneration („Warum unsere Kinder Thyrannen werden“ ff) habe ich in meiner praktischen Tätigkeit bestätigt gefunden. Eine weitere Schlüsselantwort denke ich, habe ich bei Prof. Horst W.Opaschowski „Das Moses-Prinzip Die 10 Gebote des 21. Jahrhunderts“, „Ein engagiertes und überzeugendes Plädoyer für alte Werte, eine Orientierung für ein modernes Lebenskonzept ( in Ebenda) gefunden . 

Was ist Traditionssegelei ? –wohl  in erster Linie - Wertevermittlung!!!

An Bord von Alma sind immer 3 Kojen frei  und ich möchte in meinem Unruhestand meine Erfahrungen als Traditionssegler und Sozialpädagoge weiter geben, aber darf/ kann ich sie unter den gegenwärtigen Bedingungen sinnvoll belegen und unterhalten !?

Ich möchte meine Gedanken als Überlegensanstoss an alle Sympatisanten der Traditionssegelei und verantwortliche Vertreter in Vereinen, Verbänden, in Legislative und  Exekutive verstanden wissen, so kann es nicht weiter gehen,  rührt und engagiert Euch, sind Inhalt und Stil der Arbeit an gesetzlichen Vorschriften der gesamtgesellschaftlichen Situation angemessen ? Schafft ein schöpferisches Klima der Veränderung, statt Bürokratenmuff. Positioniert Euch. Übrigens, wie löst man einen gordischen Knoten, mit welchem Manöver leitet man eine sichere Kursänderung ein. Blackflagg war schon mal keine schlechte Aktion. Wir brauchen politische Zeichen gegen widersinnige Bürokratie !!!

 Klar zur Wende - Ree !! Auch wenn einen der neue Kurs vorderhand nicht zusagt  - er führt dann letztendlich dank Teamwork doch zum Erfolg ( siehe Überholmanöver oben).                                               Skipper Alma -manne                

 
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